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Erlebnisbericht vom Deutschen Evangelischen Posaunentag

Erwartungsvoll und gut gelaunt machen sich am Freitag (03. Juni) 14 Bläser*innen aus den Posaunenchören Falkenhagen und Heiligengrabe nebst mitreisenden Familienangehörigen auf die Reise zum Deutschen Evangelischen Posaunentag nach Dresden.

Um 17 Uhr sollen parallel auf dem Alt- und Neumarkt vor den imponierenden Kulissen der Kreuzkirche und Frauenkirche die Eröffnungskonzerte starten.
Doch es beginnt in Strömen zu regnen. Sachen, Noten, Instrumentenkoffer werden durchnässt. Sauwetter! Ne, das kann ja evtl. über 3 Tage „heiter“ werden. Die gute Stimmung ist erst mal wie weggeblasen.

Am Samstag dann zeigt Dresden strahlenden Festglanz. So gehört es sich. Auf ins Stadion zur zweistündigen Generalprobe, mit 17.500 aktiven Bläser*innen gefüllt, auf den Rängen, auf dem Rasen platziert. Klappt noch nicht alles, Einsätze zu spät oder gar nicht. Aber ich schöpfe Hoffnung. Wird schon werden.

Dann hat man Zeit, am Nachmittag 27 Posaunenwerke aus ganz Deutschland an ihren Ständen zu bewundern. Musikalisch, kulinarisch, informelle Leckerbissen. Schafft man natürlich nicht alle. Nur Kostproben. Aber lecker, vielfältig, imposant, die ganze Breite der evangelischen Posaunenarbeit wird präsentiert.

Das nächste Highlight wartet dann ab 17 Uhr auf dem Altmarkt: Traditionelle Kreuzchorvesper im Wechsel mit Turmmusik, gestaltet vom Bläserkreis der Hochschule für Kirchenmusik aus Herford. Beides ein Genuss. So nebenbei treffe ich Bläser*innen aus Breese, Perleberg, Kyritz, der Niederlausitz. Großes Hallo! Ihr auch hier. Auch die ehemalige Pritzwalker Kantorin, Rebecca Leitloff, wird gesichtet. Wie ist die Welt doch klein. Bläser sind wie eine große Familie – und verstehen sich überall; blasen wir doch aus den gleichen Noten.

Dann geht’s weiter. Manche Bläser gehen zu den 27 Abendkonzerten in verschiedenen Dresdener Kirchen. Ich relaxe erst mal. Denn ab 20 Uhr gibt es ein weiteres musikalisches Angebot der Spitzenklasse auf dem Schlossplatz vor der Hofkirche. Mehrere Chöre musizieren im Wechsel mit „German Brass“. Will ich mir nicht entgehen lassen.

Dann rüber über die Augustusbrücke ans andere Elbufer zur Abendserenade. Es soll der absolute „Kick“ werden. Auf der Brühlschen Terrasse blasen die Landesjugendposaunenchöre aus 17 Landesverbänden des EPiD. Wir, der große Rest in 2 Chören eingeteilt auf dem gegenüberliegenden Elbufer, wo sonst PEGIDA ihr Unwesen treibt. Es erklingen u. a. „Ouvertüre aus Hänsel und Gretel“ von Humperdinck, „Über den Wolken“ von Reinhard Mey, der Choral „Der Mond ist aufgegangen“ und selbstredend die bombastische Feuerwerksmusik von G. F. Händel.

Schließlich das wunderschöne Höhenfeuerwerk. Minutenlanger Applaus von den Zuhörern an den Ufern und begrenzenden Brücken. Wahnsinn, Gänsehaut. Auf dem Rückweg spricht mich auf der Augustusbrücke eine Frau mit tränenerstickter Stimme an: „Danke, danke, dass Ihr hier Musik macht, der PEGIDA-Müll ist einfach unerträglich. Gerührt tausche ich mich mit meinen Dresdener Quartiergebern aus.

Dann der Abschlusstag. Auf 100 Plätzen Dresdens wird diakonisch geblasen. Ziemlich stressig, denn danach geht’s gleich zum Gottesdienst in das Stadion. Immer noch bestes Wetter. Stadion bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir sitzen super gut in der 1. Reihe. Alles im Blick. Auch (fast immer) den Dirigenten auf den Leinwänden.

In der Predigt nimmt Frau Prof. Dr. Dr. Käßmann deutlich Stellung zu Rassismus und Fremdenhass. Christen sollten sich gegen PEGIDA stellen und klar machen, dass diese eben nicht das sogenannte christliche Abendland verteidigen. Wie beim Fall der Mauern von Jericho könnten Posaunenchöre Rassismus, Ausgrenzung und Fremdenhass in „Grund und Boden“ blasen.

Wenn das doch so einfach wäre, denke ich mir. Aber immerhin ein gewaltiger Tusch und kräftiger Applaus unterstreichen ihre Botschaft. Die zu sammelnde Kollekte ist für das kriegsgeplagte Syrien bestimmt. Christen müssen solidarisch sein. Wie wahr.

Das Bläsertreffen schloss mit Segen, Dank an ALLE, die tätig waren organisatorisch etc., Quartiergeber und schließlich Einladung im nächsten Jahr zum 500-jährigen Reformationsjubiläum in Wittenberg. Na klar, da fahren wir ALLE hin. Ein mitreisender Nichtbläser meinte dann auch spontan: Er möchte auch blasen lernen. Nur zu, dann hat sich doch alles gelohnt. Ein Superwochenende. Gut Blech!

Pf. i. R. Ulrich Preuß (ehemaliger Posaunenchorleiter in Falkenhagen/Prignitz)

Letzte Änderung am: 25.06.2016