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Stimmen zum Tod von LKMD i.R. Christian Schlicke

Bereits als Student hatte ich mit Christian Schlicke herzlichen Kontakt. Zu Konzerten oder Gottesdiensten half ich oft in seinem Chor aus.
Während eines Orgelkonzertes mit Kompositionen aus dem 'Großen Orgelbuch', zu dem Ernst Pepping als Zuhörer anwesend war und dieser neben mir saß, äußerte der Meister: "Schönes Orgelstück, wunderbar vorgetragen!" Ich hatte den Eindruck, Ernst Pepping beurteilte ein fremdes Werk, nicht jenes Choralvorspiel aus seiner eigenen Feder.

In bleibender Erinnerung bleiben mir Bemerkungen von Christian Schlicke im Zusammenhang mit gemeinsamen Orgelexkursionen oder Beurteilungen von Orgeln, zum Beispiel zur Klanglichkeit einer neuen Orgel: "Na ja ... reicht aber nicht an den Prinzipalklang der Freiburger Orgeln heran!" Die Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg/Sachsen war für ihn stehts das Maß ...

Die Orgelprofessoren Heinemann und Wackwitz nahmen ihn alsbald in den Kollegenkreis der Orgellehrenden an der Hochschule der Künste Berlin auf, nicht nur um das fehlende Stundenkontingent zu vervollständigen, sondern vor allem als Zeichen ihrer Wertschätzung.

In der Rückschau stelle ich fest, dass er mich beruflich sehr prägte, insbesondere für das Amt in der Kirchengemeinde, auch durch etliche Hilfestellungen bezüglich gemeindlicher Eigenheiten, die mir nicht nur in meiner Tätigkeit als Kreiskantor eine große Hilfe waren.

Nach dem Trauergottesdienst von Michael Herrmann am 9. Mai 2023 wechselte ich einige Worte mit Christian Schlicke und seiner Gattin Annette; von der Krankheit körperlich gezeichnet, dennoch mit wachem Verstand, wie ich es von ihm aus den Sitzungen in der Kammer für Kirchenmusik und den Konventen der Kreiskantoren nicht anders kannte.

Während der Heimreise dachte ich: War das die letzte Begegnung mit ihm?

Michael Bernecker

Freundlich, wertschätzend, unterstützend und motivierend.

Das fällt mir ein, wenn ich an Christian Schlicke denke.

Kennengelernt habe ich ihn wie nebenbei. Während meines Studiums an der Berliner Kirchenmusikschule in Spandau. Er saß in den Prüfungen der Kolleg:innen.
Ich war neu. Ich erlebte ihn als wohlwollend, ohne anbiedernd zu sein; fördernd, aber auch kritisch im besten Sinne.

Meine eigenen Prüfungen kamen. Ich dachte: Er ist der richtige Mensch an dieser Stelle. Wir hatten keinen besonders engen Kontakt und doch war seine Warmherzigkeit immer präsent und mir bewusst und wohltuend. Da saß jemand, der uns junge Menschen, den kirchenmusikalischen Nachwuchs, voranbringen wollte. Wenn etwas nicht so gut klappte, hielt er den Ball flach. Wenn etwas gut gelang, zeigte er seine Begeisterung.

Bei meiner ersten Stellenbewerbung war er kraft Amtes dabei. Ich spürte auch hier seine freundliche Unterstützung und Wertschätzung. Es wurde MEINE Stelle. Ich hatte sie 28 Jahre lang inne.

Zuletzt sind wir uns nebenbei begegnet: Er wohnte nicht weit von uns entfernt. Auf der Straße ein kurzes "Hallo, wie geht’s?", ein paar freundliche Worte und weiter. 

Wir waren nie befreundet. Und doch: Ein vertrauter Weggefährte, Förderer und - ein Seelenfreund ist gegangen. Danke, lieber Christian Schlicke, du wirst mir sehr fehlen.

Günter Brick

Nun ist auch unser lieber Kollege und Freund, LKMD i.R. Christian Schlicke, heimgegangen.
Das erste Mal bin ich ihm 1977 begegnet, als er an der HdK als Orgellehrer tätig war, (....). Und in der Heilandskirche in Moabit, wo er arbeitete, und in der Ottostr., wo er wohnte. Über die vielen Jahre hinweg hat er sich immer um die Kolleg*innen gesorgt und gekümmert. Stets hat er eine gute Kirchenmusik bedacht und gefördert. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken! Das letzte Mal begegneten wir ihm bei der Trauerfeier für Michael Herrmann auf dem Friedhof St. Annen. Schon von der schweren Krankheit deutlich gezeichnet, schaute er uns mit seinen wachen, leuchtenden Augen an. Mit diesem frohen Angesicht werde ich ihn auch in Erinnerung behalten. Möge er in Frieden ruhen.

Christian Finke

Ich hätte mir keinen besseren Vorgänger als Christian Schlicke wünschen können. Er war absolut integer, hat meine Weiterarbeit konstruktiv unterstützt, dabei in der Öffentlichkeit völlig zurückhaltend, aber bei Bedarf mit Rat und Tat zur Stelle. Old School im allerbesten Sinne, souverän und liebenswürdig zugleich.

Ich bin sehr dankbar für die intensiven Gespräche, die wir noch zuletzt hatten. Und in denen wir auch angesichts des nahenden Todes immer wieder lachten. Wenn ihm auch sonst dunkle Stimmungen nicht völlig fremd waren: dieses heitere, manchmal fast spitzbübische Lachen wird meine Erinnerung an ihn prägen.

Gunter Kennel

Ich hatte das Vergnügen, etliche Jahre unter der Leitung von Christian Schlicke in der Kammer für Kirchenmusik zu sitzen, und habe es sehr geschätzt, wie er dieses Gremium führte: mit Kompetenz und Stringenz, mit Mitmenschlichkeit und Witz. Dass wir in allen Gremien mit einem Missverhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis leben müssen, ertrug er souverän und mit Selbstironie. Immer setzte er sich als Landeskirchenmusikdirektor für uns Kollegen ein. Er war das Gegenteil eines „Kirchenfürsten“, immer zugewandt und ohne alle Allüren, der dem Bischof mit der gleichen Freundlichkeit und auf Augenhöhe begegnete wie der Reinigungskraft. Inhaltloses Gerede, wie wir es öfters erleben, konnte er in seinem unverkennbar erzgebirgischen Dialekt wunderbar persiflieren. („‘s gibt viele Quatscher, grade in der Kirche!“, sagte er mir noch, schon sehr schwach, aber dennoch verschmitzt lächelnd, bei meinem letzten Besuch im Hospiz, wenige Tage vor seinem Tod.) Nicht zuletzt war er ein toller Musiker, der auch als Landeskirchenmusikdirektor seine Zeit nicht nur im Büro verbrachte, sondern das gottesdienstliche und konzertante Orgelspiel weiterhin intensiv pflegte. Ich bin dankbar, diesen liebenswürdigen und warmherzigen älteren Kollegen erlebt zu haben.

Kilian Nauhaus

In all den Jahren meines Predigtauftrages in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche haben wir viele Gottesdienste gemeinsam gestaltet. Was mir immer besonders gefallen hat war das: Seine so unauffällige Wachsamkeit mit der er alles mit gestaltet und begleitet hat. 

Er kam mit seinem „Täschchen“ in der Hand immer zur Zeit, vergaß nie das gemeinsame Gebet vor dem Gottesdienst und wenn beim Abschied sein Gesicht strahlte, ahnte ich, dass ihm das Zusammenspiel auch gut getan hat.

Martin-Michael Passauer

Herrn Schlicke lernte ich kennen, als er Anfang 1985 als erster hauptamtlicher Landeskirchenmusikdirektor unserer Landeskirche sein Dienstzimmer in der EKU Jebensstraße bezog. Ich war damals in der 'Zentralstelle für Kirchenmusik' beschäftigt und unsere Räume lagen nebeneinander. So wurde ich anfangs gebeten, anfallende Schreibarbeiten für Herrn Schlicke zu übernehmen. Der Arbeitsumfang im Büro des LKMDs nahm schnell zu, so dass ich 1988 nur noch für Herrn Schlicke arbeitete und mit ihm ein neues Büro im Konsistorium bezog.
In unserem Kirchenmusikbüro gab es nie ein unfreundliches Wort, ganz im Gegenteil, es herrschte immer eine Atmosphäre, in der es Freude machte zu arbeiten. Sogar die Mittagspausen haben wir häufig zusammen verbracht. Wir saßen an seinem Besprechungstisch, aßen unsere mitgebrachten Brote und Obst und meistens gab es etwas aus dem Nähkästchen zu berichten - eine fröhliche Arbeitsunterbrechung.
14 Jahre dauerte diese vertrauensvolle Zusammenarbeit, bis Herr Schlicke am 1. Juli 2002 mit einem wunderbaren Fest verabschiedet wurde.
Mit seiner liebenswürdigen Art und seinem feinen Humor wird er mir immer in bester Erinnerung bleiben. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich noch im Hospiz von ihm verabschieden konnte.

Angelika Wilker